IQNA

Indiens Rolle bei Verbreitung von Fake News über Gaza-Krieg

9:32 - October 28, 2023
Nachrichten-ID: 3009290
Inmitten des Israel-Gaza-Krieges sind rechte indische Berichte einer der Hauptverstärker antipalästinensischer Fake News, und die Islamophobie in Indien scheint im Gaza-Krieg einen Platz gefunden zu haben.

Laut IQNA unter Berufung auf Al Jazeera ging Marc Owen Jones, Assistenzprofessor für Westasienstudien und digitale Geisteswissenschaften an der Hamad bin Khalifa-Universität, in einer Notiz auf das Problem falscher Informationen über die jüngsten Spannungen während der Bombardierung von Gaza ein und schrieb: „Aufgrund der Besetzung Palästinas durch Israel werden Fehlinformationen häufig mit einer antipalästinensischen und islamfeindlichen Ausrichtung in Verbindung gebracht. Diese Informationen werden von sozialen Netzwerken unterstützt, insbesondere von Elon Musks Plattform X, früher bekannt als Twitter.

Es gibt ein berühmtes Sprichwort: Das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit.

Aber eines der bemerkenswerten Elemente der Fehlinformationen, die seit dem Angriff der Hamas auf die besetzten Gebiete am 7. Oktober die sozialen Medien überschwemmten ist, dass ein Großteil davon von ausländischen rechtsextremistischen Benutzerkonten aus Indien produziert oder verbreitet wird.

Zu diesen lügnerischen Erzählungen gehören die Entführung eines jüdischen Babys und die Enthauptung eines kleinen Jungen auf der Ladefläche eines Lastwagens durch die Hamas. Konten mit einem blauen Häkchen (was verifiziert bedeutet) sind mit Falschmeldungen in den Cyberspace gelangt. In einem sehr beliebten Tweet, der von Tausenden geteilt wurde, wurde sogar behauptet, der Hamas-Angriff (Operation Sturm Al-Aqsa) sei eine von den USA geführte psychologische Operation gewesen.

 

Fake News in sozialen Netzwerken

BOOM, einer der beliebtesten Verifizierungsdienste Indiens, fand an der Spitze der Desinformationskampagne mehrere verifizierte indische Benutzer auf Plattform X.

Laut BOOM zielen diese Dissidenten – Influencer, die routinemäßig Fehlinformationen verbreiten – hauptsächlich auf Palästina ab oder unterstützen Israel. Tatsächlich versuchen diese Berichte, die Palästinenser als grundsätzlich barbarisch darzustellen.

 

Indiens Rolle bei Verbreitung von Fake News über Gaza-Krieg

 

In einem Fall begann ein Benutzerkonto mit der Ausstrahlung eines Videos, in dem behauptet wurde, dass Dutzende junge Mädchen von einem militanten Palästinenser als Sklavinnen genommen worden seien. Dieses Video stammt jedoch wahrscheinlich von einer Klassenfahrt nach Jerusalem. Das Video ist von eher schlechter Qualität, aber wenn man genau hinschaut, kann man sehen, dass die Mädchen fröhlich chatten und ihre Handys nutzen.

Allerdings hatte dieses Video Tausende von Retweets und mindestens 6 Millionen Aufrufe. Eine Analyse der Video-Sharing-Konten ergab, dass die meisten von ihnen ihren Sitz in Indien haben. Das Video wurde sogar auf dem Telegram-Kanal Angry Saffron, einem von Indien aus operierenden Informationskanal, geteilt.

In einem anderen Beispiel wurde ein Video ausgestrahlt, in dem fälschlicherweise behauptet wurde, die Hamas entführe ein jüdisches Baby. Dieses Video hatte in nur einem Beitrag mehr als eine Million Aufrufe. Sieben der zehn am häufigsten geteilten Tweets stammten von Konten mit Sitz in Indien oder mit der indischen Flagge in ihren Biografien.

Allein diese sieben Tweets erhielten auf X mehr als 3 Millionen Aufrufe. Allerdings stammte das Video vom September und hatte nichts mit der Entführung oder den Ereignissen in Gaza zu tun.

 

Islamophobie, Indien und soziale Medien

Viele der Accounts, die diese gefälschten Videos teilen, verbringen viel Zeit damit, antimuslimische Kommentare auf X zu posten.

Ein Account, Herr Sinha, der ein gefälschtes Video von der Enthauptung eines Jungen durch die Hamas veröffentlichte, fügte im selben Beitrag den Hashtag #IslamIsTheProblem ein.

Ein anderer Bericht, der ein irreführendes Video über die Entführung von Sexsklaven durch Palästinenser veröffentlichte, schrieb zuvor: „Der einzige Unterschied besteht darin, dass muslimische Mädchen glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben, wenn sie zum Hinduismus konvertieren. Aber wenn hinduistische Mädchen zum Islam konvertieren, werden sie in einen Koffer oder einen Kühlschrank gesteckt (eine Anspielung auf Einschränkungen).“

 

Indiens Rolle bei Verbreitung von Fake News über Gaza-Krieg

 

Andere äußerten ihren Hass auf Palästina offener und direkter. In einem indischen Bericht, der angeblich einem pensionierten indischen Soldaten gehörte, hieß es: „Israel muss Palästina auf diesem Planeten erledigen.“

Es ist kein Geheimnis, dass Indien ein Problem mit Islamophobie hat, ein Problem, das seit dem Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi und seiner Partei, der Bharatiya Janata Party (BJP), zunahm.

Ein Bericht des in Australien ansässigen Islamic Council of Victoria zeigte, dass die meisten islamfeindlichen Tweets auf Indien zurückzuführen sind.

Die Not der Palästinenser lockte islamfeindliche Menschen wie Motten ans Licht und das ist in den sozialen Medien zu sehen. Ein Teil dieses Online-Hasses lässt sich auf die sogenannte IT-Zelle der BJP zurückführen, die die Flammen des Hasses anfachten.

In ihrem Buch „I Am a Troll“ spricht Swati Chaturvedi über die Online-Social-Media-Armee der BJP. Laut Sadhavi Khosla, einem der Interviewpartner von Chaturodi: Die BJP verfügt über ein Netzwerk von Freiwilligen, die von der Social-Media-Zelle und zwei angeschlossenen Organisationen Anweisungen erhalten, kritische Stimmen zu trollen (Online-Belästigung).

Er sagte, er habe die IT-Zelle verlassen, nachdem er es satt hatte ständig Frauenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit und Hass verbreiten zu müssen.

 

Perfekter Sturm: Musk, die BJP und die Technologiegiganten

Während die IT-Abteilung der BJP möglicherweise Islamophobie fördert, hat sie auch ein Problem mit der Verbreitung von Fehlinformationen und spielt eine Rolle im Gaza-Konflikt.

Pratik Sinha, Mitbegründer und Chefredakteur der indischen gemeinnützigen Website zur Faktenprüfung AltNews, twitterte: „Da Indien nun seine eigene Desinformation in den indischen Mainstream-Medien und in den sozialen Medien zur Unterstützung Israels veröffentlicht, hoffen wir, dass die Welt nun erkennt wie die indische Rechte das Land zur Desinformationshauptstadt der Welt machte!“

Elon Musks Kauf von Twitter (später umbenannt X) und seine Entscheidung, die Bemühungen zur Verhinderung der Verbreitung von Unwahrheiten auf der Plattform zurückzufahren, schafft möglicherweise die Voraussetzungen dafür, dass andere Technologiegiganten diesem Beispiel folgen und schädliche Inhalte verwalten. Unternehmen wie Meta und YouTube scheinen ihre bestehenden Verpflichtungen zur Reduzierung von Hassreden, Fehlinformationen und anderen schädlichen Inhalten auf ihren Plattformen zu prüfen.

Letzte Woche richtete die Europäische Union eine Warnung an Musk, nachdem es auf Plattform X nach einem Hamas-Angriff auf die besetzten Gebiete zu einer Flut von Fehlinformationen gekommen war.

Die westliche Unterstützung für Israel und die erneute Gleichgültigkeit der Technologiegiganten gegenüber der Mäßigung rechter, islamfeindlicher Darstellungen Indiens verwandeln die Gaza-Krise in ein Sprungbrett für Hass gegen Palästinenser und Muslime.

Übersetzt ins Persische von Mohammad Hasan Gudarzi

Übertragen vom Persischen ins Deutsche von Stephan Schäfer

 

4175644

captcha