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„Die Kaschmir- Akte“: Bollywood- Kassenschlager neues Tief in der antimuslimischen Propaganda

0:22 - April 06, 2022
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Teheran (IQNA)- Der neue BJP- unterstützte Film stellt die Muslime als blutrünstige Schurken, die immer den Feindesstaat Pakistan in Deckung haben, dar.

Ein Beitrag von Faisal Hanif

 

Der letzte Kassenschlager aus Bollywood, „Die Kaschmir- Akte“, sorgt für Rekordverkäufe. Der Film zeigt, wie kaschmirische Panditen, das sind hinduistische Gelehrte, systematisch von Muslimen aus dem besetzten Kaschmirtal entfernt wurden. (Quelle: Middle East Eye)

Ganz nach Bollywoodart stimmt die Geschichte nicht im Entferntesten mit der Wirklichkeit überein. Während auf historischen Ereignissen basierender Sensationalismus in Filmen normal ist, kommt „Die Kaschmir- Akte“ durch die Unterstützung und Verbreitung durch die indische Regierungspartei BJP mit vielen Extras daher.

Im übertriebenen Höhepunkt kommen Hinduistinnen vor, die von blutrünstigen Muslimen erschossen werden. Pakistan, der ewige Feind, lauert im Hintergrund, wobei er die Ereignisse aufzeichnet und koordiniert.

In den zwei Jahrzehnten nach dem Aufbegehren der kaschmirischen Panditen im Jahr 1989 behauptet eine Organisation, dass etwa 650 Panditen getötet worden seien. Die Schätzungen von Polizei und Regierung sind niedriger, aber wie der Wissenschaftler Ashok Swain erwähnt, wird in der „Kaschmir- Akte“ behauptet, dass Tausende getötet worden seien.

Zur gleichen Zeit waren tausende kaschmirische Muslime von indischen Streitkräften getötet worden. Die Gräber, welche in kaschmirischen Dörfern entdeckt worden waren, sind namenlos.

Viele der Toten werden vom indischen Staat als militant dargestellt, das dazu dient, ihre Ermordung als „Kampf gegen den Terror“ und ihre Brutalität als Verteidigung gegen die „bad guys“ darzustellen.

 

Finstere Absichten

Die indische Filmindustrie ist ein Monstrum, das die Ticketverkäufe in Hollywood um mehr als eine Billionen übersteigt. Gleichzeitig kooperieren Regierung und Sicherheitsagenturen schon seit langem mit der Finanzierung der Fiktionalisierung ihrer finstersten Absichten. Das Maß an Entmenschlichung, welches die Leinwand zeigen kann, ist enorm.

Schon 1915 war sich der frühere US- Präsident Woodrow Wilson der Macht des Films bewusst, als er den Film „Die Geburt einer Nation“ (The Birth of a Nation) im Weißen Haus ausstrahlen ließ. Mitglieder des Clans, die schwarze Amerikaner terrorisierten, wurden als Helden dargestellt, wobei weiße Darsteller mit schwarzen Gesichtern die Schurken spielten- ein perverser Rollentausch. In dem Film wird der KuKlux Clan wiederbelebt, wodurch ein neues Kapitel des Lynchens und Ermordens von Schwarzen in den US aufgeschlagen wird.

Im nationalistischen Deutschland wurde ebenfalls ein Film produziert, der von Hitler persönlich in Auftrag gegeben worden war. „Der Triumph des Willens“, der den Parteikongress der Nationalsozialisten von 1934 darstellt, wurde von mehr als 700000 Unterstützern gesehen und ist ein weiteres Beispiel dafür was passieren kann, wenn ein hoher Regierungsbeamte die Darstellung von Überlegenheit erlaubt.

Letzte Woche hatte der indische Premierminister Narenda Modi seinen persönlichen Stempel für die Bestätigung der „Kaschmir- Akte“ gegeben. Die BJP hat sowohl in Indien als auch im Ausland Ausstrahlungen gesponsort, um aus dem antimuslimischen Film sowohl im In- als auch im Ausland Kapital zu schlagen. Mittlerweile werden Inder durch Kampagnien in den sozialen Medien dazu genötigt, diesen Film zu sehen, „wenn sie an der Zukunft interessiert sind“.

Es war nicht immer so, dass die regierende Elite die Filmindustrie zu ihrem Zweck gebrauchen konnte. Das musste die indische Regierung feststellen, als sie versuchte, Kishore Kumar auf dem Höhepunkt seiner Karriere dazu zu nehmen, den 20- Punkte- Plan des früheren Premierministers Indira Ghandi in einer in den 70- er Jahren verkündeten Notlage zu unterstützen.

Aber in der indischen Filmindustrie hat sich viel verändert. Aus muslimischen Darstellern, die als Helden und Herrscher gepriesen wurden, sind Fundamentalisten und Terroristen geworden. Dieser letzte Film, welcher die Kaschmirer dehumanisiert, indem er sie als blutrünstige Mörder darstellt, ist die so weit die übelste Darstellung.

Nach einer Studie von 2011, in welcher der Inhalt von fünfzig Bollywoodfilmen analysiert wird, wurden in zwei Dritteln der Filme Muslime „nachteilig“ dargestellt. Die Ergebnisse bezogen sich auf eine Anzahl von Filmen aus den späten 1980-er und 1990-er Jahren, in welchen Muslime unvermeidbar die Schlechten waren. In machen Fällen musste in einem Liebesfall zwischen dem Mann und der Nation entschieden werden- die indische Vesion von „entweder bist du mit uns oder den Terroristen“.

 

Drakonische Strafen

Das jetzige Stadium der Lage ist himmelweit von dem Bollywood von vor siebzig Jahren entfernt, als Muslime in hinduistischen Kinos neue Bahnen durch die epischen Geschichten eines unterschätzten Sängers in Mughdal brachen. Mohammad Rafis Lieder aus „Baiju Bawra“, bekannt als „Mutter aller Musicals“, war als eine zeitlose Erinnerung an ein Indien wo, trotz der Schrecken der Trennung, Muslime zu artistischen Höchstleistungen aufsteigen konnten, im Gedächtnis geblieben.

Das soll nicht heißen, dass Bollywood die Muslime damals immer als königlich beschrieben hätte. Wie der indische Schauspieler Dilip Kumar einmal sagte: „Die außerordentlichen Erfolge muslimischer Philosophen, Denker, Gelehrten, Wissenschaftler, Künstler und Reformer sind immer heruntergespielt worden.“

Es ist eine Sache, die Erfolge eines ganzen Glaubens zu vertuschen und eine ziemlich andere, eine Geschichte zu erfinden, um die drakonischen Strafen, die gegen die Anhänger verhängt werden, zu rechtfertigen, und möglicherweise weitere Zusammenbrüche zu provozieren.

Die kürzlichen Ausbrüche aus Kinos am Ende der „Kaschmir- Akte“, wo rechtsgerichtete Hindus Reden gehalten hatten, damit sie muslimische Frauen heiraten und mit ihnen Kinder haben sollen, um die Zahl der Muslime zu reduzieren, lassen vermuten, dass ein solcher Horror nicht zu weit entfernt ist.

 

Die Ansichten in diesem Artikel sind die Ansichten des Autors und reflektieren nicht unbedingt die editorischen Richtlinien von Middle East Eye wieder.

 

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